Informationstag an der Buckfast-Belegstelle Sondheim/Rhön

20.6.2015, Sondheim
Im Rahmen einer Informationsveranstaltung rund um die Buckfast Belegstelle Rhön lud der Verband der Buckfastimker Bayern zu einem Informationstag ein. Anwesend waren unter anderem Dr. Klinger (Veterinärin), Dr. Berg (Leiter Fachzentrum Bienen , LWG), Thilo Wehner (Bürgermeister von Sondheim), Josef Koller (1. Vorsitzender Buckfastimker Bayern e. V.), Stefan Luff (Kommissarischer Zuchtkoordinator Buckfastimker Bayern e. V.), Annette Seehaus-Arnold (1. Vorsitzende Kreisverband Imker Rhön-Grabfeld e. V.) und natürlich die Belegstellenleiter Barbara und Matthias Hauck.

Zunächst stellten die beiden Vertreter des Buckfast-Verbandes die Belegstelle vor. Herr Luff kannte die Rhön schon aus seiner Bundeswehrzeit. Während eines erneuten Aufenthalts in der Herzklinik in Bad Neustadt vor 2 Jahren ging er auf Matthias Hauck zu und bat ihn, einen geeigneten Platz für eine Belegstelle in der Region zu suchen.

In einem Steinbruch auf dem Gemeindegebiet von Sondheim wurde man schließlich fündig. Die Örtlichkeit liegt in der Zone II im Naturschutzgebiet der Rhön und ist somit nicht Teil des Kerngebiets.
Die Belegstelle liegt windgeschützt in einem alten Basaltsteinbruch, etwas oberhalb des Rhön Park Hotels.

Der Betrieb der Belegstelle wurde im Jahr 2015 aufgenommen, wobei Herr Luff und Herr Zieher die Drohnenvölker zur Begattung stellen. Bei der Auswahl dieser Drohnenvölker wurde viel Wert auf ein gutes Brutbild und Schwarmträgheit gelegt. Die Mütter der Drohnenvölker sind aus den Jahren 2013 und 2014.
In der ersten Saison der Belegstelle gab es 3 Durchläufe. Pro Durchgang konnten Anlieferungen von 300 bis 350 Königinnen verzeichnet werden, was der Begattung von etwa 1.000 Königinnen entspricht. Die Standzeit der Begattungkästen beträgt 14 Tage.
Herr Koller ging noch auf die Problematiken von Buckfast-Belegstellen ein, zum Beispiel auf den fehlenden staatlichen Schutz. Denn schließlich gibt es in Bayern 26 aktive Carnica-Belegstellen und keine Einzige für die Buckfast-Biene, die staatlich anerkannt ist.

Diese Vorlage nahm Dr. Stefan Berg gerne auf und erläuterte aus neutraler Sicht den Anwesenden und insbesondere den öffentlichen Vertretern die Besonderheiten einer solchen Belegstelle.
Zunächst ging Dr. Berg auf die Entwicklung bei den Bienenrassen ein. Über das Ende der „Dunklen Biene“ in unserer Region vor 70 Jahren hin zur jetzigen Prägung der „Landbiene“ wurde den Anwesenden die Besonderheiten in Bezug auf die Züchtung bei Bienen die speziellen Problematiken erläutert. Die Rasse der Buckfast-Bienen dürfte seiner Einschätzung einen Verbreitungsanteil  von etwa 15% haben.
Das Problem der Landbelegstellen liegt in der Verpaarung im freien Flug. Schließlich kann die Verpaarung in einem Umkreis von bis zu 5 Kilometern stattfinden. Bei staatlich anerkannten Belegstellen gibt es Mechanismen bzw. Vorkehrungen, um ungewollte Verpaarungen möglichst zu vermeiden. Diese ungewollten Verpaarungen würden ein Multi-Kulti ergeben, was eine Bienenzucht unmöglich macht und niemanden nutzt.
Konkret ging Dr. Berg dann auf die eventuellen Probleme ein, die sich aus der extremen Nähe mit der Belegstelle in Hessen ergeben könnten. Diese Belegstelle bestehe schon seit 1971 und war zunächst staatlich anerkannt. Seit der Änderung des Belegstellengesetzes ist diese Belegstelle auch keine staatlich Anerkannte mehr. Seit dem gibt es in Hessen nur noch eine einzige staatlich anerkannte Belegstelle.
Durch die neue Belegstelle für Buckfast-Bienen könnte die Reinzucht der hessischen Belegstelle gefährdet werden. Dass eine Klärung dieses Themas nicht im Vorfeld stattfand stieß auf Unverständnis. Matthias Hauck begründete dies damit, dass ihm und seiner Frau nicht bekannt war, dass es eine  so nahe gelegene  Carnica-Belegstelle in Hessen gibt.
Um das Themenfeld der Begattungsergebnisse wurde ebenfalls rege diskutiert. Frau Hauck informierte über einen Erfolgsanteil von bis zu 100% bei Begattungen der angelieferten Königinnen.
Leider wurden im Vorfeld keine Untersuchungen vorgenommen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit von Fehlpaarungen ist bzw. sein könnte. Die Frage der Ursprungsbegattung, also eine Begattung ohne extra Drohnenvölker, konnte nicht beantwortet werden. Matthias Hauck baut hier auf seine 12 jährige Erfahrung mit Buckfastbienen. Schließlich hält er auch oberhalb des Steinbruchs Bienen und ihm sind im Radius von 7 km keine weiteren Bienenvölker bekannt. Drohnensammelplätze müssten sich folglich nach Herrn Haucks Ausführungen auf der bayerischen Seite eher Richtung Urspringen befinden. Diese Vermutung müsse nach Meinung von Dr. Berg noch überprüft werden. Ebenso müsse überprüft werden, wie sich die Qualitäten in Bezug auf die Rasseeigenschaften in der hessischen Belegstelle ändern. Eine Fehlpaarungsüberprüfung hätte hier im Vorfeld stattfinden müssen. Zukünftig wollen die Betreiber eine Statistik über Anpaarungen und Abweichungen anfertigen.

Nach der interessanten Diskussion, besichtigten wir noch die Belegstelle. Bei den sehr kühlen Temperaturen herrschte natürlich ein mäßiger Flugbetrieb. Dennoch erläuterten die Vertreter des Buckfast-Verbandes den Anwesenden die Arbeiten einer solchen Belegstelle ausführlich und standen für alle Fragen zur Verfügung. Zudem wurde den hiesigen Imkern von den Vertretern des Buckfast-Verbandes angeboten ihre Königinnen zur Begattung auf die Belegstelle zu bringen, auch wenn sie nicht Mitglied im Buckfast-Verband sind. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, müssen einige Regeln eingehalten werden. Unter anderem:

  • Für die angelieferten Begattungseinheiten muss ein Gesundheitszeugnis vorliegen.
  • Die Begattungseinheiten müssen mit einem Drohnenabsperrgitter angeliefert werden.

Eventuell hat der ein oder andere Imker aus der Region Interesse, seine Königinnen auf der Belegstelle begatten zu lassen. Nähere Informationen hierzu erteilt mit Sicherheit die Familie Hauck. Zudem bietet der Verband der Buckfast-Imker weiterführende Informationen zu dieser und anderen Belegstellen von Buckfast-Bienen auf seiner Internetseite an: www.buckfast-bayern.de


Der Kreisverband Imker Rhön-Grabfeld e. V. hofft, dass die Lösungen für die angesprochenen Probleme rund um das Qualitätsmanagement und die mögliche Beeinträchtigung anderer gelöst werden. Dann ist die Belegstelle  eine echte Bereicherung für die Imker der Region.

Mit imkerlichen Grüßen
Annette Seehaus-Arnold

 

(d.s.)